Ossi – Migranten

Erzählungen von DDR – Migranten


Die Hubertusalm – Leseprobe2

Gelika freut sich, die Ordnung auf dem Gut zu sehen. Jeder Rohstoff hat seinen Platz. Das Streu aus dem Stall, fährt sie mit einer Schubkarre auf den Misthaufen. Slavo dachte zu erst, sie würde das nicht können. Der Hahn steht darauf. Er begrüßt Galika mit einem extra lauten, lang anhaltenden Kikiriki. Die Hühner laufen alle auf den Hof.

„Mahlzeit“, ruft Slavo und streut die Körner breit.

Selbst unter den Hühnern scheint Ordnung zu herrschen. Die Hennen haben Vortritt. Der Hahn organisiert das. Die jungen Hühner müssen warten.

Kurz darauf kommt eine Gruppe gelber Küken gelaufen. Sie rufen nach der Mama. Slavo hat für die Gruppe in extra Futter. Er streut es aus. Die Mama bewacht das Futter und ihren Nachwuchs.

Gelika ist fasziniert von der ruhigen Ordnung auf dem Gehöft.

Beide gehen noch einmal den Hügel hinauf. Sie möchten ihre Rinder besuchen. Slavo nimmt zwei Melkeimer mit.

„Wir müssen immer nach dem Rechten schauen und Milch holen“, sagt Slavo. „Unsere Schafe müssen auch kontrolliert werden. Die halten einen recht großen Abstand zu den Rindern.“

Slavo hat einen Melkschemel mit. Den trägt er mit einem Gürtel zusammen. Gelika dreht den Schemel auf die Vorderseite von Slavo. Beide müssen lachen.

„So sieht das besser aus“, sagt Gelika.

Die Eimer trägt jetzt Gelika.

„Wir gehen nicht auf Masse. Wir möchten nur unsere Milch und etwas Butter daraus herstellen.“

„Käse machen wir keinen?“

„Doch. Das machen wir mit Labkraut. Heute aber nicht. Später. Das zeige ich dir.“

Slavo zeigt Gelika das Melken. Gelika muss lachen bei der Bewegung. Slavo lacht mit. Sie ziehen etwa fünf Liter. Das ist nicht zu schwer für den Heimweg. Langsam begreift Gelika, welche Arbeit in diesem Gehöft steckt. Sie begreift auch, warum Slavo dringend Hilfe benötigt.

Gelika hat schon wieder Hunger bekommen bei der Arbeit. Slavo führt sie in das Gewölbe. Sie soll den Zweien, Etwas heraus suchen. Es gibt Blutwurst, frische Butter und das Hausbrot. Gelika glaubt, sie sei im Himmel. Auf alle Fälle, ist sie dem Himmel etwas näher.

Slavo lässt ein Bad ein.

„Du zuerst.“

Gelika sagt nicht Nein. Slavo hat ihr eine Art Bademantel ins Bad gelegt. Sie schließt das Bad nicht ab. Im Gegenteil. Die Tür lässt sie etwas geöffnet. Slavo kann nicht widerstehen. Gelika zieht ihn förmlich an.

„Wäschst du mir den Rücken?“

Das hat Slavo nicht erwartet. An der Wand neben der Wanne, hängt eine Rückenbürste. Eine sehr weiche. Gelika übersieht die mutwillig.

Slavo ist wie gelähmt von dem herrlichen Anblick. Die Hose scheint etwas zu wachsen. Er wird rot.

„Ja.“

„Ich wasche ihn dir dann auch“, lockt Gelika.

Die weiche Haut Gelikas. Der Brustansatz. Die Haare. Slavo kommt sich vor, als würde er von fremden Mächten geführt. Er zögert. Aber es zieht ihn genau dort hin.

Gelika hält ihm die Seife entgegen. Er nimmt seinen Waschhandschuh und seift ihn ein. Bei der ersten Berührung des Rückens gibt Gelika einen Laut von sich.

„Aah. Gut.“

Slavo wird etwas mutiger. Er seift jetzt die Brustansätze unter den Armen. Die Brust. Die Hüfte. Gelika steht auf. Slavo traut seinen Augen nicht. Er wird starr.

„Frierst du?“, fragt Gelika. „Komm in die Wanne.“

Slavo hätte nie gedacht, mit einer Frau zusammen baden zu dürfen. Er zieht sich aus. Bis auf die Hose.

„Die sitzt wohl zu fest?“

Gelika muss lachen. Slavo lacht mit.

„Sie hängt fest.“

Blitzartig greift Gelika hin. Sie zupft die Hose über den Widerstand. Ihre Augen werden größer.

„Mein Gott! Ein Prachtkerl.“

Sie ist überwältigt von dem schönen Anblick.

„Darf ich den auch waschen?“



Hinterlasse einen Kommentar