Georg

Beim dritten Besuch sollte man nicht unbedingt ein großes Auto in der Garage haben. Das wurde gepfändet. Nicht wie im Westen. Nein. Die fällige Schuld wurde mit fünf Prozent Zinsen als Darlehen ausgegeben. Sobald etwas Betrug oder andere kriminelle Handlungen entdeckt wurden, gab es Bewährung oder Knast. Je nach Schaden. Der Schaden war stets zum Nachteil des Volkseigentums. Aus dem Grund, hat das Volk als Geschädigter, ständig Vertreter im Gericht. Als Schöffen genauso wie als Zeugen. Wehe, es stellte sich heraus, der Beschuldigte hätte das Volk beschissen. Aber dann. Wer lässt sich schon gern beklauen?

Konrad entschied sich, die Arbeit still zu legen bis Geld kommt. Georg ist damit arbeitslos.

Jetzt lernte Georg eine Bürokratie kennen, die jedem menschlichen Bewusstsein zuwider laufen. Er als Geschädigter und Betrogener, sollte etwa vierhundert Seiten Papier ausfüllen. Immer mit den gleichen Daten. Name, Familie, Geburt, Beruf, Bildung und so weiter. Keine dieser Stellen gab ihm Arbeit. Schon gar nicht sein Geld. Aber Stempel. Massenhaft. Die Stempelsammlung erreicht mittlerweile einen Umfang von Siebzig. Orden ist keiner dabei. Orden für Qualen.

Der Vermieter droht schon. Georg beschwichtigt ihn mit dem Amt.

„Ich soll auf das Amt rennen wegen ihrer Schulden?“

„Die haben mir gesagt, sie bekämen ihr Geld vom Amt.“

„Von diesen stinkfaulen Trotteln? Sie wollen mich wohl verarschen?“

Der Besitzer von Georgs Wohnung ist Südtiroler. Rechtsanwalt Lukas aus Brixen. Er hat in Sachsens Häuser investiert. In Hochzinszeiten. Damit ist auch er beschissen worden. Wie scheint, hat bei ihm die Deutsch-Tiroler Freundschaft, Schaden genommen.

Er hat Georg das Wasser und das Gas abgestellt. Georg könnte jetzt Anzeige erstatten. Es warten wieder achtzig Seiten Papier zum Ausfällen mit seinen persönlichen Daten. Zeiten ohne Geld. Von dem angeblichen Amt jedenfalls, bekommt er bisher nichts. Es dauert auch seine Zeit, sich durch vierhundert Seiten Papier zu wühlen. Die Besatzer sind immerhin daran interessiert, ihre Beamten mit reichlich Arbeit zu versorgen. Arbeitsplatzsicherung, nennen die das.

Georg jedenfalls braucht jetzt Geld. Das, was ihm geschuldet wird. Seine Spareinlagen haben ihm ja schon seine Besatzer zur Hälfte geklaut. Nicht zu Hälfte. Über fünf Tausend, zu achtzig Prozent.

Georg erfuhr, von diesem Geld haben die Beamten auf der Reitzenhainer Straße zwischen Karl-Marx-Stadt und Chomutov, tschechische Kinder gevögelt. Die andere Truppe hat sich vom gestohlenen Krankenkassengeld, in der Karibik einen Kinderpuff gebaut. Deren Kollegen haben das offiziell verurteilt. Trotzdem fliegen sie regelmäßig dahin, um das Investment zu begutachten. Sie setzen den Flug sogar als Kur ab. Wegen Überarbeitung.



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