Karin – Kolleginnen

Bereits am ersten Tag bekommt sie eine Art Ablehnung zu spüren. Im Speiseraum sitzt sie allein. An den anderen Tischen wird geschnattert wie in einem Entenstall. Karin versteht kein Wort. An einem Tisch wird aber anders gesprochen als am anderen. Es scheint zwei Gruppen zu geben. Sie ist die dritte.

„Du kannst schon zur Zimmerstunde gehen“, sagt ihr ein junger Mann. „Ich bin der Oberkellner. Andreas.“

„Karin. Danke.“

„Morgen gehst du mit zum Frühstücksservice, Karin. Übermorgen zur Marende.“

Andreas klingt nicht, als wäre er von hier. Aus Deutschland oder Österreich ist er auch nicht.

Eine junge Frau kommt zu Karin. Sie ist schön.

„Wir haben ein Zimmer zusammen.“

Agnes steht auf einem Schildchen über ihrer üppigen Brust. Sie klingt auch nicht, als wäre sie von hier oder Österreich.

„Woher kommst du und Andreas?“

Der Akzent der Zwei klingt ähnlich.

„Aus Ungarn.“

„Ich komme aus der DDR.“

„Ah. Ein Schwestervolk.“

„Dann werden wir uns gut vertragen, denke ich.“

„Keine Angst. Ich mach das schon. Anfangs sind Alle etwas misstrauisch.“

„Woher kommen die anderen Kollegen?“

„Aus der Slowakei. Einige sprechen auch Ungarisch.“

„Dann sind wir ja drei Schwesternvölker.“

„Mit den Einschränkungen, die bei Schwestern üblich sind.“

Karin muss lachen.

„Wo warst du zu Letzt“, fragt Agnes.

„Auf einer Alm bei Salzburg.“

„War es nicht gut dort?“

„Ich hatte nur eine kleine Krise.“

„Die hatte ich hier auch anfangs.“

„Jetzt geht es?“

„Ich habe das Lager gewechselt.“

„Welches Lager?“

„Ich habe auf Frauenliebe umgestellt. Das Büro war mir zu anstrengend.“

„Ich verstehe. Bei mir war das auch. Deswegen musste ich eine kleine Pause einlegen.“

„Hast du auch das Lager gewechselt deswegen?“

„Das würde mir auf der Alm wenig nützen. Das ist der Zuständigkeitsbereich der Chefin.“

„Bei uns verknüpfen das einige Schwestern mit beruflichen Forderungen.“

„Die Enttäuschten sind dann für dich?“

Beide lachen. Agnes legt ihre Hand auf Karins Po.

„Wenn ich dir die Hand hier her lege, wirst du nicht mehr belästigt.“

„Dann laß sie dort liegen.“



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