Bernd der Bergmann

Komisch. Überall stehen Kassenhäuschen für Zwangsgebühren an Stellen, die eh schon bezahlt sind. Doppelte Kasse. Bernd schüttelt den Kopf. Zum Einen, bezahlt er Krankenversicherung. Zum Zweiten, Parkgebühren vor dem Krankenhaus. Zum Dritten, das Essen im Krankenhaus. In Zukunft wird er noch für das Toilettenpapier bezahlen. An Flugplätzen ist das noch viel interessanter. Er zahlt den Flug, die Bordkarte und den Parkplatz vor dem Terminal. Die finden das auch ganz normal.

Fehlt nur noch, dass die im Zug und im Flugzeug, Toilette kassieren. Durch ein mitfahrendes oder mitfliegendes Extraunternehmen. Zum Einen kassieren die Fahrzeugsteuern. Zum Zweiten, Maut. Zum Dritten, Pachtbeträge für Rasthöfe, Parkplätze und Toiletten. Der Witz ist, jedes dieser. Unternehmen hat einen Vorstand zur Schutzgeldkasse.

Bernd und Irma wird das immer bewußter auf der Fahrt.

„Am besten, wir fahren Landstraßen“, sagt Irma zum Busfahrer.

„Dort ist es fast noch schlimmer. An jeder Ecke stehen Geschwindigkeitskontrollen und Streifenpolizisten.

In München steigen sie um.

Der Bus ist jetzt gut gefüllt. Keiner muss stehen. Gut organisiert. Sie sitzen im richtigen Bus. Einer fährt Autobahn und Brenner. Der andere Garmisch, Imst, Landeck und Reschenpass. Genau dort muss Bernd hin. Genauer gesagt, nach Pfunds.

Es gibt wieder reichlich Pausen. Die Zwei freuen sich über die Erfüllung ihres Traumes. Die Alpen. Beide sitzen teilweise mit offenem Mund und der Stirn am Fenster. Sie tauschen sehr oft den Platz.

„Hier lässt es sich aushalten.“

„Mir scheint, hier gibt es wenig Straßen. Im Arbeiterverkehr wird es hier reichlich Stau geben.“

„Das hast du zu Hause wohl auch.“

„Hier werden aber noch reichlich Touristen dazu kommen.“

„Es gibt sicher Schleichwege.“

In Pfunds werden die Beiden erwartet.

Norbert, sein Chef, begrüßt ihn besonders.

„Wir brauchen dringend Hilfe beim Einrichten unserer Fräße. Du bist uns empfohlen worden.“

„Guten Tag. Wer ist hier mein Arbeitgeber?“

„Eigentlich bist du Leiharbeiter. Wenn du gut bist, werden wir dich direkt übernehmen. Sind dir zehn Tage recht?“

„Ich muss sehen, welche Aufgaben auf mich warten.“

„Macht euch etwas frisch. In zwei Stunden fahren wir an deinen Arbeitsplatz.“

Norbert übergibt Bernd einen Zimmerschlüssel.

„Du wohnst allein mit deiner Frau.“

„Meine Frau ist Krankenschwester. Kann sie sich von hier aus in einem Krankenhaus bewerben?“

„Ihr seid uns herzlich willkommen. Wir haben einen direkten Draht zum Arbeitsamt und zur Kammer. Ich kümmere mich darum.“

Die Zwei hätten so ein Entgegenkommen niemals erwartet. Locker. Unverkrampft.

Die Unterkunft ist zweckmäßig. Sparsam eingerichtet. Ein Schrank. Ein Tisch und ein Nachtisch zwischen den Betten. Ein kleiner Balkon ziert das Ensemble. Kein Südblick. Dafür aber ein Blick in ein anderes Zimmer. Gegenüber.

„Alpenpanorama“, scherzt Bernd.



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